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Der Einfluss von Corona auf die Immobilienwirtschaft

Der Einfluss von Corona auf die Immobilienwirtschaft

Die anhaltende Corona-Krise trifft viele Wirtschaftszweige hart. Besonders schwer betroffen sind publikumsintensive Branchen, wie etwa die Gastro-, Hotellerie- und Eventbranche aber auch solche, die aufgrund der Covid19-Einschränkungen unter Lieferausfällen leiden.

Wie sieht es dabei in der Immobilienbranche aus? Welche Auswirkungen hatte die Krise bis anhin und welche Trends können mit grosser Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft erwartet werden?

Robin Wagner, 11. Mai 2021

Der Wohnungs-und Häusermarkt reagiert bekannterweise grundsätzlich mit einer gewissen Zeitverzögerung auf Veränderungen. Projekte die sich in der Endphase einer langen Planungszeit oder sogar bereits im Bau befinden, lassen sich nicht ohne weiteres stoppen.

Die Corona-Krise treibt nun aber bereits seit über einem Jahr ihr Unwesen, weshalb sich auch im Immobilienmarkt einige Veränderungen abzeichnen.

Geringere Nachfrage durch Abnahme der Zuwanderung

Aufgrund der Corona-Krise ist die Zuwanderung in der Schweiz im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr stark gesunken. Die neusten Statistiken des Staatssekretariats für Migration zeigen auch für die beiden Monate Januar & Februar 2021 ähnlich tiefe Werte.¹

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¹Quelle: Staatssekretatiat für Migration

Durch die sinkende Zuwanderung wird auch der Rückgang bei der Bildung neuer Haushalte weiter ansteigen. Nebst der geringeren Zuwanderung könnte der Immobilienmarkt zudem durch die sinkende Nachfrage der bereits in der Schweiz wohnhaften Bevölkerung geschwächt werden. Denn Menschen verhalten sich in Krisensituationen, in Bezug auf ihre Zukunftspläne, tendenziell zurückhaltender. Es lässt sich deshalb vermuten, dass beispielsweise junge Menschen, die geplant hatten demnächst auszuziehen und eine eigene Wohnung zu mieten oder zu kaufen, dieses Vorhaben vermehrt verschieben oder ganz fallen lassen werden.

Eine sinkende Nachfrage bei gleichbleibendem Bauvolumen (laufende Bauprojekte werden kaum gestoppt) wird schlussendlich in steigenden Leerständen bei Mietwohnungen, Eigentumswohnungen und Häusern münden. Wohnungseigentümer, Verwalter & Vermarkter werden in Zukunft noch mehr gefordert sein, ihre Wohnungen professionell zu vermarkten, um dem steigenden Wettbewerbsdruck standhalten zu können und Leerstände zu vermeiden.

Einbruch der Nachfrage nach Geschäftsliegenschaften

Am schwersten betroffen von der Krise zeigen sich nach wie vor die Geschäftsliegenschaften. Hauptgrund dafür ist vorherrschende Home-Office-Pflicht. Jedem Unternehmen, dem es möglich ist, seine Mitarbeitenden im Home-Office zu beschäftigen, ist angehalten, dies umzusetzen. Dadurch sind viele Investitionspläne von Unternehmungen betreffend Geschäftsliegenschaften kurzfristig geplatzt.²

Problematisch für die Geschäftsliegenschaften ist dabei vor allem die Tatsache, dass sich daraus bereits ein Trend entwickelt hat. Viele Unternehmen und deren Mitarbeiter haben durch die Krise gemerkt, dass das Arbeiten von Zuhause, durchaus einige Vorteile mit sich bringt. Es ist deshalb davon auszugehen, dass nicht wenige Unternehmen die Möglichkeit des «remote-work» auch nach der Krise beibehalten werden.

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²Quelle: HEV Schweiz

Neue Anforderungen an unser Zuhause

Der signifikante Anstieg des Home-Office-Trends hat nicht nur Einfluss auf die Kultur von Unternehmen sondern führt auch dazu, dass sich die Anforderungen an die Wohnsituation der Bevölkerung ändern. Verbringt man mehr Zeit in den eigenen vier Wänden, wird das Bedürfnis nach einer hohen Wohnqualität automatisch grösser. Wer im Home-Office arbeitet bekommt zeitnah den Wunsch, Arbeit von Privatem abgrenzen zu können. Dazu ist ein Extra-Zimmer, das als Büro genutzt werden kann, sehr hilfreich.

Der Home-Office-Trend, der durch die Corona-Krise verstärkt wurde könnte durchaus auch Einfluss auf den Wohnungsbau der Zukunft haben. Die Nachfrage nach Wohnungen mit Zusatzzimmern oder Wohnungen mit flexibel nutzbaren, aufteilbaren Räumen, die als Büro umfunktioniert werden können, wird in den vergangenen Monaten definitiv zugenommen haben. Tendenz steigend.

Trend «Rurbanisierung»

Ein weiterer Megatrend, der durch die Corona-Krise beschleunigt wird ist die sogenannte «Rurbanisierung».

Der Begriff setzt sich aus den zwei Worten «rural», was aus dem Englischen übersetzt «ländlich» bedeutet, und «Urbanisierung» zusammen. Es beschreibt die Vermischung des ländlichen und städtischen Lebens. Im Fokus dabei steht das Bedürfnis der Menschen, die Annehmlichkeiten des Stadtlebens (grosses Angebot, gute Infrastruktur, gewisse Anonymität usw.), als auch die, des ländlichen Lebens (viele unbebaute Grünflächen, Natur, Platz usw.) in Anspruch nehmen zu wollen.

Was aber hat das ganze nun mit der Corona-Krise zu tun?
Und wieder – Stichwort «Home-Office»: Durch die Möglichkeit von Zuhause aus arbeiten zu können, sind die Menschen nicht mehr an ihren Arbeitsort gebunden. Sie können sich niederlassen wo es ihnen gefällt, ohne dabei die Distanz zum Arbeitsort berücksichtigen zu müssen. Die Menschen ziehen deshalb zunehmend in ländlichere Gegenden, wollen auf die Vorteile des städtischen Lebens in ihrer Freizeit nur ungern verzichten.

Die Anforderungen an die ländlichen Gegenden steigen durch die Stimmen der gutverdienenden Zuzügler aus der Stadt (welche hohe Steuern zahlen!). Dies könnte wiederum Einfluss auf den zukünftigen Wohnungs-und Hausbau auf dem Land haben.

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Mehr zum Megatrend «Rurbanisierung finden Sie im Blog unseres Partners newhome.ch: newhome.ch Blog

Fazit – auf dem Immobilienmarkt steht und fällt alles mit der Nachfrage. Diese befindet sich im stetigen Wandel, der durch eine Vielzahl von Faktoren und Ereignissen beeinflusst wird. Diese Nachfrage zu verstehen und die sich ändernde Bedürfnisse der Menschen bezüglich «Wohnen» frühzeitig zu erkennen, macht es erst möglich, das richtige Angebot zu schaffen.

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Robin ist unser Content Spezialist. Er kommt aus Arbon am Bodensee und ist damit ein richtiges Seekind. Wenn Robin in unserem Büro in St. Gallen am arbeiten ist, dann sprudeln wir alle nur so vor Ideen. Er liebt es, sich in neue Themen rund um die Digitalisierung in der Immobilienbranche einzulesen und darüber zu schreiben.

Autor

Robin Wagner, Inbound Marketing & Content Creator